Brustkrebs du unsichtbarer Feind - Ein besonderes Fotoshooting
Oft sind die Fotoshootings im Bereich mit den Privatkunden emotional. Manchmal sogar sehr. Doch dieses mit Hanne war eine ganz andere Hausnummer! Schon als ich die Anfrage per Nachricht bekam, hatte ich Gänsehaut.
„Melde mich, weil die Mama einer sehr guten Freundin Brustkrebs hat und die Brust bald in einer OP abgenommen wird. Sie wollte davor nochmal schöne Bilder und da haben wir an dich gedacht! „
Wow! Ich fühlte mich hier bereits geehrt. Denn an einen männlichen Fotograf würde ich (sollte ich eine Frau sein) nicht sofort denken. Die liebe Frau, die mich hier vermittelt hat, stand bei mir ebenfalls schon vor der Kamera. Somit war sie damit vertraut wie ich arbeite und welche Resultate hierbei entstehen.
Vor dem Erstgespräch mit Hanne war ich sehr aufgeregt. Wie spreche ich über dieses Thema? Wie entlocke ich ihr die Wünsche und was, wenn sie noch keine Vorstellungen der Bilder hat?
Fragen, die für mich in der Regel ganz einfach zu handhaben sind, waren plötzlich eine große Herausforderung.
Irgendwie hatte ich dann eine Augen zu und durch Stimmung, als das Telefonat anstand. Mit Hanne habe ich mich jedoch von der ersten Sekunde an so super verstanden, dass meine Sorgen wie verflogen waren. Sie teilte mir mit, dass sie aktuell in der Chemotherapie steckt und gern vor der bevorstehenden Brust-OP Bilder von sich haben möchte. Einerseits als schöne Erinnerung für sie selbst und andererseits wollte sie hiermit anderen Frauen, welche das gleiche Schicksal teilen, Kraft und Mut geben. Vor allem letzteres berührte mich sehr. Schön, dass mit diesen Bilder etwas Gutes tun möchte.
Nicht alles lief nach Plan
Hin und wieder kommt es vor, dass bei einem Fotoshooting das Wetter oder eine Planänderung bei den Kunden dazu führt, dass ein Fotoshooting verschoben werden muss. Unser Termin musste aufgrund der Chemotherapie ein paar Mal verschoben werden. Manchmal war Hanne einfach zu geschlaucht von der Chemo oder es war es zu warm für sie. So kurzfristig wie die Verschiebungen kamen, so konstant war zu unserem Glück das Wetter. Als hätte der Wettergott gewollt, dass Hanne ihre Wunschbilder bekommt. Da der OP-Termin absehbar war, hoffte ich natürlich den Wunsch von Hanne termingerecht zu erfüllen.
Dann war der Tag da!
Hanne und ich trafen uns außerhalb von Würzburg. Denn wir hatten ohnehin vor, inmitten von Getreidefeldern zu fotografieren. Bilder oben ohne macht man auch nicht unbedingt in Würzburg oder einem frequentiertem Ort. So sensibel dieses Thema ist, so ruhig sollte die Atmosphäre für uns sein. Gesagt, getan, an unserer Fotolocation angekommen starteten wir zunächst mit einem entspannten Plausch und anschließend in die Fotosession. Ich war absolut begeistert davon, wie locker Hanne war. Trotz des heiklen Themas Brustkrebs und der Tatsache, dass Hanne ihre Brüste oft offen präsentiert, war das Fotoshooting selbst sehr entspannt und lustig. Selbstverständlich ist für mich nichts absolut neues, eine Frau oben ohne zu sehen. Dennoch möchte ich natürlich dafür sorgen, dass sich Hanne wohlfühlt.
Ein Fotoshooting, das mich bewegte
Die Zeit mit Hanne und der Austausch mit ihr hat mich in gewisser Weise wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Denn es hat mir gezeigt, dass wir eben nicht immer ganz viel Zeit haben. Es hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, die Zeit die wir mit unseren Liebsten verbringen können, unendlich kostbar ist. Unendlich meine ich wirklich wörtlich! Schon lang sehe ich die Zeit, die unsere Familie und Freunde mit uns verbringen als größtes Geschenk überhaupt an. Egal wie teuer ein Geschenk ist, Geld können wir wieder verdienen… Aber Zeit? Die bekommt keiner von uns auf die Lebensuhr zurück.
Eine unerwartete Nachricht nach dem Fotoshooting
Drei Tage nach dem Fotoshooting hat mich eine Nachricht von Hanne sehr bewegt. „Seit dem Shooting geht alles leichter von der Hand. Du verströmtest soviel positive Energie und auf einmal war die Welt für mich offen…Alle lb Menschen in meinem Umfeld warten mit Sehnsucht und Neugier auf die Bilder. Schönen Abend“ Diese Nachricht hat mir erneut gezeigt, wie tief einen Worte berühren können. Ich war so froh, dass Hanne diese positive Energie aus dem Fotoshooting mitnehmen konnte. Denn davon können wir alle mehr gebrauchen. Und Hanne ganz besonders.
Am Ende hieß es Haare richten
Wir alle wissen, dass begleitend mit der Chemotherapie in der Regel die Haare ausfallen. Dies ist für jeden eine Herausforderung. Für eine Frau sicherlich noch mehr, denn es gehört oftmals zu ihrem weiblichen Selbstbild dazu. Genau deshalb ist die Perücke und das Haarband ein Utensil, welches ein ständiger Begleiter ist. Hanne hat hier sehr darauf geachtet, dass die Haare sitzen. Deshalb wurden sie vor dem Spiegel auch ordentlich zurechtgerückt. Ich kann mir vorstellen, dass die Perücke in der Öffentlichkeit hilft, ein bisschen Normalität zu haben. Damit man eben nicht sofort in die Schublade „Sie lebt mit Krebs, die arme Frau“ gesteckt wird. Denn trotz der Diagnose geht das Leben weiter und man möchte auch weiter leben. Ständig darauf angesprochen zu werden und bemitleidet zu werden, macht die Situation nicht immer einfacher.
Was bleibt?
Nachdem Hanne nach Hause gefahren war, brauchte ich noch etwas Zeit für mich. Es war keine gute Idee mit den Emotionen auf mein Motorrad zu steigen. Die Gefahr im Straßenverkehr unachtsam zu sein zu groß. Ein ganz zentraler Gedanke in diesem Moment war die Tatsache, wie viel Glück wir in der Regel doch haben. Wir sind gesund, haben Familie und Freunde, mit denen wir wunderbare Augenblicke genießen können. Mit denen wir gemeinsam Lachen, Abenteuer erleben, einfach Erinnerungen schaffen. Genau darum geht es doch am Ende des Tages. Die Zeit, die wir zur Verfügung haben, zu nutzen. Mit all den Menschen, die uns wichtig sind zu verbringen. Denn diese Zeit ist kostbar. So kostbar wie kaum kein anderes Gut. Also lasst uns statt streiten lieber verzeihen und nachsichtig sein. Statt wütend sein, uns auf die schönen Dinge konzentrieren. Lasst uns den Menschen, die wir gernhaben einfach genau das mal sagen. Einfach so! Hey Jana, weißt du wie sehr ich dich mag? Ich bin wirklich sehr froh, dich in meinem Leben zu haben und freue mich auf alle Erinnerungen, die noch vor uns liegen.
Wie ging es mit Hanne weiter?
Mit Hochdruck habe ich die Bilder zur Auswahl bereitgestellt. Hanne konnte sich ihre Wunschbilder dann aussuchen und ich habe sie anschließend bearbeitet. Der Zeitdruck war groß, denn der OP Termin von Hanne rückte näher. Unbedingt wollte ich ihr die Bilder vor der OP übergeben. Denn ich hatte die Hoffnung, dass ihr die Bilder weitere kostbare Kraft geben. Gesagt, getan. Die Bilder waren fertig und haben den Weg zu Hanne gefunden. Mit Hanne hatte ich vor ihrer OP Kontakt und habe ihr natürlich meine besten Wünsche ausgerichtet. Was mich ganz besonders gefreut hat, ist das sie die OP gut überstanden hat und nun weiter durch das Leben schreitet. Sie weiter die Zeit mit ihren Liebsten genießen kann und weitere Erinnerungen sammelt.
Liebe Hanne, ich wünsche dir und deiner Familie eine wunderschöne gemeinsame Zeit. Du bist eine der stärksten Frauen, die ich je treffen durfte! Danke für dein Vertrauen und Mut!
